Unser Kind wächst und mit ihm das häusliche Chaos

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Eine Aufforderung zu mehr Gebefreudigkeit!

mein-baby-und-das-häusliche-chaosWelche Mami kennt das nicht: Kaum ist das Kleine auf der Welt, sind die ersten Monate schon wieder vorbei und es ist den ersten Kleidergrößen auch schon in Windeseile entwachsen. Der gut bestückte und mit viel Liebe ausgestattete Kleiderschrank enthält wunderschöne und zuckersüße Babyklamöttchen, leider jedoch sind diese vollkommen nutzlos geworden. Gut, ein paar Evergreens sind natürlich dabei: Spucktücher, Badehandtücher mit Kapuze und eingesticktem Babynamen, so wie Elias Leander, Matthis, Georg-Ludwig oder ähnliches. Auch die aparten Babyhalstüchlein mit Affen und Elefanten-Print können erstmal bleiben. Aber der ganze Rest?

Wohin mit den zu kleinen Babyklamotten?

Das Problem ist ein unter Müttern viel diskutiertes und in seiner Brisanz immer noch sträflich unterschätztes! Schließlich stellen Klamottenberge mit den größten Vermüllungsfaktor der Elternwohnung dar. Gleich nach den vielen Spielsachen und Teddytieren, die man zur Geburt von der lieben Verwandtschaft und von wohlmeinenden Freunden und Bekannten, manchmal gar von Arbeitskollegen der eigenen Mutter beigesteuert bekommt. O-Ton meine Mutter: Melde dich doch bitte mal bei Soundso, immerhin hat sie dir dieses ursüße Kuscheltier geschenkt. Die Nummer hast du ja noch, oder? Ich habe Soundso seit über fünfzehn Jahren nicht mehr gesehen, da wird sich die Gute zwar vielleicht noch an mein pickeliges Teenagergesicht erinnern. „Ich kann sie mir ja so gut als Mutter vorstellen!“ Ich hingegen hatte damals anderes im Kopf und kann mich nur vage an Soundso erinnern. Lieb natürlich, dass sie an mich gedacht hat. Es ist jedoch auszuschließen, dass ich Soundso ob des gilblichen Kuscheldodos, der jetzt in einer der Kisten für Juli verschwunden ist, kontaktieren werde. Schon gar nicht, weil ich lange Tiraden auf meine schnelle Entwicklung vom pickeligen Teenager zur Jungsmutter tunlichst zu vermeiden weiß. Mit viel Abstand betrachtet, es sind fünfzehn Jahre her, scheint es ja in der Tat recht überraschend zu sein, dass der pickelübersäte Teenager mit den schlecht selbst gefärbten Haaren nun auf einmal ein Baby durch die Gegend schaukelt.

Im Übrigen habe ich auch gar keine Zeit, mich um Soundso zu kümmern. Schöne Grüße, sag du ihr das bitte lieber, Mama. Ich habe nämlich ein echtes Problem. Meine Babyklamotten-Kleiderberge.

baby-wachstum-chaosDie Lösung für das Problem:

Variante eins: Man schaffe sich von einem allerorts vertretenen schwedischen Einrichtungshaus eine Armada bunter Kartonagen an und verstaue die zuckergoldigen aber leider überflüssig gewordenen Miniklamotten darin. Punkt aus. Am besten vergisst man sie dort bis zum nächsten Kind oder man wartet, bis man vor lauter bunter Boxen im Kinderzimmer nicht mehr von einer Ecke zu nächsten gelangt.

Variante zwei: Verkaufen! Ein unter Müttern und auch Vätern (!) sehr beliebter Sport für den Samstagvormittag. Pro: Falls man sich gerade streitet wegen Schlafmangels oder Windeleimer herunterbringen, kann man sich hier im Verkaufsgespräch mit hormongesteuerten werdenden Muttis und Vatis zur eigenen Psychohygiene über die Probleme der Aufzucht des Nachwuchses gewinnbringend austauschen. Die meisten von diesem Hobby überzeugten Eltern betreiben den Babykleider-Flohmarkt-Sport sogar mit großer Ernsthaftigkeit! Da werden pro vollgekotztem Spücktuch noch zwei Euro verlangt. „Ist ja durch das viele Waschen rein schadstofffrei!“, freuen sich die begeisterten Noch-Besitzer. Ausgenudelte Schlafsäcke und fusselige Babysocken erzielen Preise, von denen der Einzelhandel träumt! Man möchte ja das Gegenüber nicht enttäuschen, schon gar nicht nach dem anregenden Gespräch über die Vorteile des Diaper Champ, der bei Anna-Luise, Max und Baby Samantha wahre Wunder vollbracht hat und den man sich als frischgebackene Eltern doch unbedingt anschaffen solle. Ob es dann in der Tat niemals auch nur einen Hauch von Windelgeruch in der Wohnung von Anna-Luise, Max und Samantha gegeben hat, ist durchaus fraglich.
Resümee: Schadstofffrei und Spaß dabei. So scheint das Credo vieler Flohmarkteltern zu lauten. Dass die feilgebotene Ware ihr Mindesthaltbarkeitsdatum bereits vor einigen Wäschen überschritten hat, scheint bei diesem durchschlagenden Argument wirklich keinen mehr zu interessieren. Auch nicht die Käufer, die stolz mit Bergen ranziger und meist fleckiger aber garantiert schadstofffreier Bodys nach Hause gehen.

Variante drei: Verschenken. Oder verleihen bis zum nächsten Kind. Dies ist mir von allen Varianten mit Abstand die sympathischste. Man braucht nicht lange diskutieren. Wenn einige schöne Stücke dabei sind stört sich das Gegenüber nicht an den abgenudelteren Textilien – einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul. Und man hat die Ware gleich säckeweise los! Vorsicht: Lieblingsstücke unbedingt behalten! Der himmelblaue Babystrampler, die praktischen Cosilana-Erstlingshöschen, der Winteroverall, in dem Baby immer wie ein kleines Lämmchen aussah und so vom ständigen Geschrei abgelenkt wurde! „Ist der süß und so weich!“
Außerdem hat das Weitergeben der Klamotten an die schwangere Schwester oder Schwägerin ja auch etwas ungemein Verbindendes. „Wie urgoldig: Georg-Friedrich trägt ja Julius‘ alten Strampler mit den niedlichen Krokodilen drauf!“

babyklamottenNur liebe Muttis: Hier bitte keinen Fehler machen. Babyklamotten, haben sie einmal den Laden verlassen, sind Allgemeingut! Sie unterstehen dem Gesetz des Ausgleichs. Ich erkläre dies gern an einem Beispiel. Kurz nachdem ich einer schwangeren Freundin einen Großteil meiner alten Babyausstattung andrehen konnte – mal ehrlich liebe Mamis, ihr werdet den Kram garantiert nicht vermissen!- erreichte uns ein großes Paket. Die Cousine meines Freundes hatte uns mit einem stattlichen Karton voll neuer und ihrem Sohn zu kleiner Klamotten bedacht. Halleluja, wie gut, dass ich noch ein paar Tage zuvor im Schrank Platz geschaffen hatte.

Darüber hinaus ist es überaus unehrenhaft, sich durch den Verkauf ehemals milchsäuregetränkter Textilien zu bereichern. Das gilt besonders für die Weitergabe im engen Freundes- und Verwandtenkreis. Schließlich kann man nie wissen, wann man selbst mal auf die Hilfe der anderen angewiesen sein wird. Ein besonders dramatischer Fall ist mir unlängst zu Ohren gekommen. Da hat doch tatsächlich die Schwester der anderen für die Mitnahme der Altlasten noch glatte 100 Euro abgeknöpft. „Und das waren nicht einmal Designerstücke! Alles von KIK!“ Nichts gegen Warenhäuser, die sich mit chinesischer Containerware über Wasser halten, aber hundert Euro dafür nach 200 Wäschen, das kann einer Schwesternbeziehung schon mal einen Knacks geben.

In diesem Sinne viel Spaß beim Aussortieren!

Eure Alexandra